Buchrezension
Da sind sie also wieder: Giulia und Ben, Miss.Tic und Julien, Lisbeth, die Hackerin, Mamà und Papà, kurz das ganze dem Leser liebgewordene Personal der ersten beiden Bände der "Traumreihe" von Matthias Schmitt. Und selbstredend sind "sie" auch wieder mit dabei, die ominösen Traumsender, die natürlich auch für Bens dramatisches und spurloses Verschwinden am Ende von Band 2 verantwortlich zeichnen. Darüberhinaus macht der Leser Bekanntschaft mit einer promovierten Psycholinguistin, die sich als Haushälterin verdingt, einem exaltierten Pariser Verleger und auch Madame la Commisaire Nicodème ist wieder mit von der Partie; vor allem aber Mark Malmström, Erfolgsautor blutrünstiger "Schwedenkrimis".
Es klang bereits an, Band 3 der Reihe spielt wieder in Paris, was dem Buch sichtlich und lesbar gut tut, nicht nur der opulenten Meeresfrüchteplatten im "Le Zeyer" wegen ... Bewegten sich Giulia und Ben im ersten Band jedoch vornehmlich im fünften Arrondissement rund um das Quartier de la Mouffe, lernen wir nun das vierzehnte und die Gegend um den Parc und vor allem das Réservoir de Montsouris kennen. Der aufmerksame Leser wird sich erinnern, daß bereits in Band 2 erste Spuren dorthin gelegt wurden.
Im Mittelpunkt dieses dritten Bandes aber steht unbestritten Mark Malmström, Krimiautor und klassischer Dandy - Oscar Wilde läßt grüßen - wohnhaft in einer Penthousewohnung in der Avenue de New York im großbürgerlichen Passy. Immer perfekt im Dreiteiler gekleidet und bereits vormittags Champagner trinkend auf der Terrasse des "Deux Magots" in Saint-Germain-des-Près" anzutreffen, obwohl ihm die Rive Gauche doch eigentlich überhaupt nicht behagt. Wer ist dieser Monsieur Malmström mit den tadellosen Manieren, den perfekt manikürten Händen und der promovierten Psycholinguistin als Haushälterin? Natürlich - es ist der seit über 800 Tagen verschwundene und von "ihnen" mit einer neuen Identität ausgestattete Ben Betterfeld. Dieses Wechselspiel mit den unterschiedlichen Identitäten des Herrn Malmström, auch dieser Name ist natürlich "nur" ein Pseudonym, ist dem Autor nahezu perfekt gelungen. Und als Malmström, angeregt von Giulias Erzählen über seine Vergangenheit als Ben Betterfeld, daran geht seine eigene Geschichte in einen Roman zu verwandeln und dabei für die einzelnen Figuren unterschiedliche Varianten zu entwerfen, ist das eine mehr als gelungene Anverwandlung der Gantenbein-Thematik Max Frischs.
Wenn sich nun Giulia mit Hilfe all' ihrer Freunde und ihrer sonstigen weitreichenden Kontakte bis hin zur CIA anschickt, Mark Malmström wieder in "ihren" Ben, den sie so schmerzlich vermisst, zurück zu verwandeln, dann gerät das nicht nur zu einem Wettlauf mit der Zeit, sondern vor allem auch zu einem mit "ihnen", den Traumsendern. Diese haben nämlich mittlerweile noch größeres, weltumspannenderes Unheil im Sinn.
Das Buch mündet in einem atemlosen Finale, nach dem man es gleichzeitig erleichtert und verstört aus der Hand legt und sich unverzüglich die Frage stellt: Wird es wohl einen vierten Band geben?
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